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IMM Köln

cimg1764Die Domstadt Köln ist seit vielen hundert Jahren ein spirituelles Zentrum in Europa.

Auf der diesjährigen Möbelmesse wollte ich erfahren, inwiefern Spiritualität von den Designern und Möbelherstellern bewusst bei dem Entwurf und der Produktion ihrer Möbel eingesetzt wird.

 Holz ist nicht nur ein namenloser Baustoff

Die Firma Domus, Produzent von Holzleuchten mit spannungsreich geformten Leuchtenschirmen, ist mir schon seit vielen Jahren bekannt. Das Firmenmotto "Licht zum Wohnen" nimmt man in der Firma ernst, denn hier wird Wohnen nicht mit Styling verwechselt. Die Kollektion hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt, und Gemütlichkeit steht nicht mehr im Vordergrund.

Die einfachen klaren Formen der transluzent weißen Leuchtenschirme, deren Form dem Kraftverlauf im Inneren des Materials folgt, strahlen Ehrlichkeit aus.  Meine Frage nach spirituellen Ansätzen kann die Verkäuferin zögerlich bejahen.

Sie weist auf eine Leuchte hin, deren Fuß aus einem einfachen unbeschichteten Eichenholzstumpf besteht. Die Idee des Geschäftsführers Olaf Seynsche, den Standort und das Fälldatum der Eiche zu recherchieren, war leider noch zu frisch, um das Produkt mit diesen Informationen zu versehen. Weiter so …

 

 Zweidimensional trifft dreidimensional



Ein paar Stände weiter finde ich ein Möbel, das sich von der Fläche in eine dreidimensionale Form biegen lässt. Die Firma Willisau produziert eine breite „Wirbelsäule“ aus Massivholz, die als Fläche an der Wand aufgehängt werden kann. Ein leichtes Einrollen formt einen Zylinder. Wenn man die Form im Sinne ihrer gedachten Funktion - als Sitz - benutzt, geben die einzelnen Hölzer nach, da sie gelenkig miteinander verbunden sind.Das Designerduo aus der Schweiz, die in ihrem Logo auch das Spiel von zweidimensional und dreidimensional zeigen, können sich über fehlende Besucher an ihrem Stand nicht beklagen. Der Kreis als Urform wird seine Anziehungskraft nie verlieren.In meinem Gespräch mit einem der Geschäftsinhaber signalisiert dieser Interesse für mein Anliegen, und es wird verabredet, zu einem späteren Termin das Thema des spirituellen Möbelbaus zu vertiefen.

 


Ein Feuerwerk an Spiritualität





Einige Stände weiter finde ich einen reichen Schatz an Spiritualität. An dem Stand der Firma Sajaca aus Japan gibt es hunderte von Motiven, die ich fotografisch festhalte.

Ich werde liebevoll empfangen, und man führt mich nach und nach in die Formenwelt des Herstellers ein. Eine spirituelle Haltung spricht aus jedem Objekt.

Der verbale Austausch mit der Verkäuferin erfolgt im knien – eine für Europäer eher ungewöhnliche Unterhaltungsposition; hier an diesem Stand erscheint es mir jedoch als eine ganz selbstverständliche Geste.

Lebendige Oberflächen, ein Maßwerk als Trennwand, Teppiche und Couchmöbel, die in ihrer Form die Vier widerspiegeln bzw. einen Teil der Vier repräsentieren, führen mich in einen Zustand der Erholung, wie ich ihn auf Messen bisher noch nicht erlebt habe.

 

 

 

 

Die Youngsters
Im Untergeschoss der Halle 3 präsentieren die Jungen Kreativen ihre Entwürfe. Hochschulen und Gewinner eines Wettbewerbes, den die Messegesellschaft Köln ausgelobt hat, zeigen ihre Entwürfe und stehen für Gespräche zur Verfügung. Gut gefällt mir eine überdimensionale Leuchte, die mit ihren drei Füßen einen Raum bildet, unter dem, im Foto kaum erkennbar, ein Tisch seinen Platz findet.



 

Meine Aufmerksamkeit verfängt sich im Detail einer Leuchte, die durch Stahlseile gehalten wird. Die Klarheit und Nachvollziehbarkeit der Konstruktion, der rechte Winkel und das Zahlenspiel, in dem die 1 zur 2 wird (Stahlseil), führen zur Befriedigung einer tiefen Sehnsucht.

 

 

 

 Zahlen und Formen in der Gestaltung

Die Firma Fermob bietet eine Gestaltung der 4-heit an. Die Füße des Tisches werden nach oben gezogen und bilden einen Raum, der die 4-heit betont. Zusammen mit den 6 Stühlen, die wiederum jeweils aus 2 Bügeln bestehen, präsentiert sich ein dreidimensionales Maßwerk. Neben die Energie der Zahlen gesellen sich auch die Formen des Dreiecks, des Quadrates und des Rechteckes.

Noch Fragen?

 

Beweglich in Bewegung



Mit Herrn Nauge, Produzent der Firma Naturellement AS, tausche ich mich zuerst einmal über seinen Firmennamen aus.

Ich suche die Natur und die Elemente bei seinen Möbeln. Geduldig und gut aufgelegt verweist er auf mehrere Aspekte des Namens. In der französischen Sprache heißt naturellement „natürlich“. Die optisch eigensinnigen Entwürfe entpuppen sich als wahrhaft natürlich. Der Körper bleibt trotz des Innehaltens im Sitzen in Bewegung. Oft sind Stuhlteile durch Bänder miteinander verbunden, vielleicht vergleichbar mit den Bändern und Sehnen, die unseren Körper beweglich halten - naturellement …! Obwohl ich die Elemente(s.o.) letztlich nicht finden konnte, berichte ich doch von dieser Firma, da hier der Mensch und seine Beweglichkeit im Vordergrund stehen und nicht das Design.

Form ohne Form und doch die 3

 

Das Produkt der Firma Kvadrat, „clouds“ wird von den Messebesuchern ambivalent wahrgenommen. Großes Interesse, fast Euphorie stellt sich bei einigen Besuchern ein, andere sehen es als Schmutzfänger und vermissen die Funktion. Es ist so etwas wie ein dreidimensionaler Wandteppich, der aus kleinen gleichen Elementen vom Kunden selbst zusammengefügt werden kann.



Das Dreieck als Raster bietet alle Möglichkeiten der dreidimensionalen Ausgestaltung. Mir begegnet das Produkt an dem Stand der Firma Ligne roset. Das Wandgemälde mit dem Dreieck als Grundform füllt den Raum mit einer Lebendigkeit, wie sie sonst an Messeständen, insbesondere auf der Möbelmesse, nur selten zu finden ist. Die französischen Designer Roman und Erwan Bouroullec präsentieren ein Produkt, das selbstbewusst, frei von Form und Funktion und somit einfach nur „ist“. Es ist ein Maßwerk.

Oktave als stimmigste Proportion



Unterhält man sich mit einem Musiker über die Oktave (die Halbierung eines Tones), so gerät dieser ins Schwärmen. Der Klang der Oktave zum Grundton wird als die harmonischste Teilung angesehen. Bei den Leuchten der Firma Tomrossau zeigt sich diese Oktavierung als Form. Der Designer verwendet unter anderem unbeschichtete Holzfurnierstreifen und bildet damit starke Formen. Spiritualität, so antwortet er mir, spiele keine entscheidende Rolle bei seinen Entwürfen. Dass, aus meiner Sicht, die Verwendung von Holz und die gewählte Form eine stärkende Wirkung auf den Raum haben können, freut ihn trotzdem.


 

30.240 Jahre

Firma Riva1925 trägt in ihrem Firmennamen eine Zahl mit der Quersumme 8. Ich übersetze die 8 gern mit dem Überbegriff „Erfolg“. Der Kontrast von massivem Holz und fein gearbeiteten Möbeln führt zu einem Spannungsfeld, das sich lebendig anfühlt. Die kraftvollen Formen, die ich bei der italienischen Firma finde, haben nach Aussage eines Vertreters keine direkte spirituelle Absicht. Neben der Herstellung von Massivholzmöbeln hat man sich zum Ziel gesetzt, aus Baumstämmen Sitzformen zu modellieren, die höchsten ästhetischen Ansprüchen genügen. Gestalter wie Matheo Thun oder Renzo Piano stehen auf der Designerliste dieser Firma. Kein Wunder also, dass das Gestaltungskonzept aufgeht. Der Architekt Mario Botta hat für die Firma eine ca. 30.240 Jahre alte Bohle aus Moorholz auf die Messe liefern lassen. Die Installation ist 3,8 Tonnen schwer, 12 Meter lang und 1,80 Meter breit. Ein Erlebnis.

Jeder Messebesucher schätzt das Passagenprogramm, das nur während der Kölner Möbelmesse läuft.
Einige Läden der Stadt stellen Ausstellungsflächen zur Verfügung, auf denen Designer ihre Entwürfe präsentieren können.

Leider ist es jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung, diese Orte zu finden.




Einfach und wohl proportioniert



Im Kontor, einem der besagten Läden, fallen mir einfache Holzmöbel auf. Sie sind schlicht, ihre Holzoberfläche ist optisch naturbelassen, und die Holzverbindungen sind handwerklich. Ich schleiche einige Zeit um die Möbel herum, bis ich mich entscheide, sie meinen Dokumentationen hinzuzufügen. Die Recherche bringt den Designer ans Tageslicht: Jasper Morrison. Der britische Stardesigner ist bekannt für seine perfekten Proportionen, die einem inneliegenden Maßwerk folgen.

Ein Meer von Schwingungen



Erstaunt will ein Verkäufer wissen, wieso ich mich für die Stühle des Designers Piet Hein Eek interessiere und was diese Möbel mit Spiritualität zu tun haben. Die Objekte des eher scheuen Designers sind zwischen Kunst und Design angesiedelt. In seiner Arbeit verwendet er Abfallholz mit einer gewissen Patina, das er aus holländischen Abrisshäusern bezieht. Jedes der Hölzer hat neben der Optik eine Menge an Informationen eingelagert, die feinfühlige Menschen erspüren können. Es wäre spannend zu wissen, ob der Designer die Erfahrung gemacht hat, dass sich einige seiner Möbel auf Grund dieser noch immer in ihnen vorhandenen Informationen nicht verkaufen lassen …

 

Resümee

Wie erwartet ist das Thema der Spirituellen Architektur nur rudimentär in den Konzepten der Produzenten verankert. Manche können sich nicht vorstellen, diesen Aspekt in ihre Arbeit einzubeziehen. Einige liefern gern auf Kundenwunsch und wollen sich Aufträge dieser Klientel nicht entgehen lassen.
Insgesamt lässt sich konstatieren, dass deutsche Hersteller spirituellen Ansätzen eher ablehnend gegenüberstehen, während ausländische Produzenten sehr wohl Interesse an diesem Thema signalisieren. In die Projekte, die sich zwischen Kunst und Design bewegen, fließt spirituelles Denken ganz intuitiv mit ein.

 

Amüsant war das Gespräch mit einer Dame aus dem Vertrieb von Bioethanolkaminen. Auf meine Frage, ob dem Element Feuer auch eine passende Proportion für den Korpus zugedacht wurde, brachte sie gleich den Werbeslogan vor: Meinen Sie den „goldenen Schnitt des Feuers“?
Visionen lagen der Dame aber fern, und so werden wir auf den goldenen Schnitt des Feuers wohl noch einige Zeit warten müssen.

In Köln ist Spiritualität im Alltag allgegenwärtig. Der Kölner Dom strahlt über die gesamte Stadt mit seiner Präsenz. Die wörtliche Übersetzung von Spiritualität (lat.) lautet „Geist“ oder "Hauch", das lateinische spiro „ich atme“.
Auch wenn es den Produzenten nicht bewusst ist, so ist ihnen doch daran gelegen, ihren Produkten Leben einzuhauchen – das zeigen zahlreiche Beispiele.

 

 

 

 

 

 

 

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